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Dokumentart: Doctoral Thesis
Titel: Der Dialog der Kultur und die Kultur des Dialogs : die chinesische Netzliteratur
AutorInn(en): Lang, Xiaomeng 
Institut: Fachbereich 3, Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften 
Schlagwörter: Netzliteratur, chinesische Literatur, Internet, net literature, electronic literature
DDC-Sachgruppe: 890 Literatur in anderen Sprachen
GHBS-Notation: BKHM
Erscheinungsjahr: 2008
Publikationsjahr: 2009
Zusammenfassung: 
Mit der Entwicklung des Internets erscheinen im chinesischen Literaturraum viele neue literarische Werke in Internet-Megaportalen, auf literarischen Webseiten und auf persönlichen Homepages. Aus Schreiblust oder um persönliche Gefühle auszudrücken stellen Amateurautoren ihre Werke ins Netz. Sie handeln vor allem nicht von den großen Themen, sondern überwiegend von persönlichen Erfahrungen und Gefühlen. Ihre Sprache ist oft witzig, lebendig, alltäglich. Zugleich tauchen auch einige Werke auf, die gar nicht für die Buchform konzipiert worden sind. Sie bestehen aus vielen Hyperlinks, die die Leser anklicken können oder müssen, oder sie benutzen außer Sprache auch Musik, Animationen und andere mediale Ausdrucksformen. Einige Werke beruhen sogar auf der interaktiven Teilnahme des Lesers als unverzichtbare Voraussetzung für ihre Entstehung.
Selbstverständlich enthalten solche literarischen Formen viele neue ästhetische Eigenschaften und sind nicht einfach digitalisierte Literatur. Mittlerweile werden sie als Netzliteratur bezeichnet, die die vielfältige Beziehung der Literatur und des Internets erfasst und impliziert. Die von Hobbyautoren produzierte Netzliteratur taucht dank der Informationsübertragungsweise des Internets auf, wobei der Status, das Verhalten und die Wechselbeziehungen der Beteiligten der Online-Kommunikation sehr viel offener als im traditionellen Gefüge zwischen Autor und Leser modelliert werden. Die rechnergestützte Netzliteratur entsteht aufgrund der Anwendung der Informationsbearbeitung und -darstellungsweise des Computernetzes und bringt vor allem eine neue Textart hervor, die das eindimensionale Schreiben und Lesen zerbricht und insofern eine neue Umgangsweise des Autors und Lesers mit einem Text nahelegt.
Diese Dissertation konzentriert sich auf die Entstehung, Entwicklung und die ästhetischen Eigenschaften der Netzliteratur Chinas. Bislang ist das Forschungsgebiet der Netzliteratur weitgehend der westlichen bzw. abendländischen Perspektive vorbehalten gebelieben. Diese Perspektive soll mit der vorliegenden Untersuchung um ein wichtiges Praxisfeld erweitert werden: Die chinesische Netzliteratur bietet nicht nur partiell eine gegenüber dem Westen differente Akzentuierung der Erscheinungsformen, sondern sie erfreut sich - im Vergleich zu ihrer noch eher avantgardistischen Rolle im Westen - sowohl auf der Produzenten-, wie auch der Rezipientenseite enormer Popularität.
Speziell wegen der netzbasierten ubiquitären Verbreitung von Literatur im Informationszeitalter kann die Nationalliteratur in der literarischen Kommunikation kaum hermetisch geschlossen bleiben. Deswegen wird nach der grundsätzlichen Diskussion ein Vergleich zwischen der chinesischen Netzliteratur und der westlichen Netzliteratur bzw. deutschen Netzliteratur zu klären helfen, inwieweit der Charakter der chinesischen Netzliteratur ein eigenständiger ist und welche Eigenschaften sie unter verstärkten globalen Einflüssen möglicherweise annehmen kann.
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Erscheinungsformen und Begriffe der Netzliteratur Chinas und Deutschlands sind der Ausgangpunkt des Vergleichs. Der chinesische "Netzliteratur"-Begriff versucht anhand der Undeutlichkeit der Begriffszusammensetzung alle möglichen Erscheinungsformen mit einzubeziehen, für die das Internet das erste und wichtigste Veröffentlichungsmedium ist. Der deutsche Begriff ist hingegen eng begrenzt und es werden die Auswirkungen der Vernetzung auf die literarische Produktion hervorgehoben.
Sowohl in Deutschland als auch in China unterscheidet sich das Wachstum der verschiedenen Erscheinungsformen und die Interessen gehen in den beiden Ländern jeweils in die umkehrte Richtung. Die chinesische Netzliteratur legt ihren Schwerpunkt auf die von Amateurautoren produzierten Formen und eine literarische Wandlung findet "von unten nach oben" statt, sie steht damit der herkömmlichen Literatur diametral entgegen. Die Wandlung der Literatur unter dem Einfluss des digitalen Computernetzes geschieht in Deutschland im Gegensatz zu China "von oben nach unten". Autorinnen, Autoren und Forscher versuchen mit der Computer- und Vernetzungstechnologie die Literatur multimedial, multilinear und interaktiv zu gestalten, wodurch eine neue hybride Ausdrucksweise entstanden ist.
In der ersten Phase wurde die Netzliteratur von Amateurautoren geschrieben, die aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen stammten und verschiedene literarische Verständnisse hatten. Sie stellte dann den Dialog unter unterschiedlichen Kulturen wie z.B. Hochkultur, Subkultur, Populärkultur und Elitekultur her. Die zweite Phase und neue Kategorie der Netzliteratur beinhaltete viele verschiedene mediale Faktoren, wie z.B. Sprache, Bild, Musik und Film. Sie repräsentiert in gewisser Weise den Dialog zwischen unterschiedlichen Künsten und Medien. Generell ist die Netzliteratur ein wichtiges Element der Netzkultur insgesamt und verkörpert einen neuen Geist des Dialogs. Sowohl in der literarischen Vermittlung als auch in der Werkgestaltung entwickeln sich komplexe 'vernetzte literarische Gedanken'. Der Netzschriftsteller äußert sich mit Hilfe vielfältiger Ausdrucksmittel und das Publikum reagiert darauf aktiv und dynamisch. Zwischen beiden entwickelt sich eine interaktive Kommunikation, von denen beide in ihrem Selbst- und Fremdverständnis profitieren.
URN: urn:nbn:de:hbz:467-3980
URI: https://dspace.ub.uni-siegen.de/handle/ubsi/398
Lizenz: https://dspace.ub.uni-siegen.de/static/license.txt
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